Die Ensaïmada de Mallorca ist wohl das berühmteste Gebäck der Baleareninsel – und das völlig zu Recht. Der Name kommt vom katalanischen Wort saïm für „Schmalz“, eine der wichtigsten Zutaten. Die süße Köstlichkeit gibt es in allen Größen: von handlich klein bis riesengroß zum Teilen. Du bekommst sie klassisch ohne Füllung oder mit der typisch mallorquinischen Spezialität cabell d’àngel – einer feinen Kürbiskonfitüre mit dem poetischen Namen „Engelshaar“.
Ihr Teig ist luftig, leicht süß und wird aus Mehl, Zucker, Eiern, Milch oder Wasser und Schweineschmalz zubereitet. Das Besondere: Ein kleiner Teil des Teigs stammt immer aus einer älteren Ensaïmada-Produktion – ähnlich wie bei Sauerteigbrot. Nach dem Ruhen wird er kunstvoll zu einer Schnecke gerollt, gebacken und anschließend mit Puderzucker bestäubt. Perfekt zum Frühstück, als Mitbringsel oder einfach zwischendurch bei einem Café con leche.
Ursprung
Die Ensaïmada hat eine lange und spannende Geschichte, die weit über das Bild vom süßen Urlaubsgebäck hinausgeht. Ihr Name stammt vom arabischen Wort saïma für „Schweinefett“. Im 13. Jahrhundert gab es auf Mallorca schon ein ähnliches Gericht namens Bulema, das damals noch ganz ohne Schweineschmalz auskam – erst mit der Christianisierung kam das Fett ins Rezept.
Schriftlich taucht die Ensaïmada erstmals im 17. Jahrhundert auf. Damals war Weizenmehl vor allem fürs Brot reserviert, doch zu besonderen Anlässen wurde schon diese süße Köstlichkeit gebacken. Im 18. Jahrhundert wurde sie zum Liebling der mallorquinischen Mittel- und Oberschicht – am liebsten zur Vesper, begleitet von einer Tasse heißer Schokolade.
Im 19. Jahrhundert trat die Ensaïmada ihre Reise in die Welt an. Sie fand Eingang in Kochbücher, Zeitungsartikel und Reiseberichte – oft mit Lobeshymnen auf ihren einzigartigen Geschmack. Selbst der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator, der viele Jahre auf Mallorca verbrachte, widmete ihr in seinem monumentalen Werk Die Balearen in Wort und Bild gleich mehrere Erwähnungen.
Bis heute ist die Ensaïmada ein fester Bestandteil des kulinarischen Erbes der Insel. Die Backtradition Mallorcas reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, und viele Bäckereien sind echte Familienbetriebe – über die Hälfte existiert seit mehr als 150 Jahren und wird oft schon in der fünften Generation geführt. Kein Wunder, dass die Rezepte und Techniken nahezu unverändert weitergegeben werden – und jede Ensaïmada ein Stück gelebte Geschichte ist.
Aussehen und Geschmack – so erkennt man eine echte Ensaïmada de Mallorca
Die Ensaïmada ist nicht einfach nur rund – sie hat die Form einer kunstvoll eingerollten Spirale, die sich im Uhrzeigersinn dreht. Zwei oder mehr Windungen sorgen dafür, dass sie aussieht wie ein süßes Schneckchen. Außen glänzt sie goldbraun, leicht wellig und knusprig, während die Unterseite glatt ist und sich ein wenig fettig anfühlt – ein untrügliches Zeichen für das Schweineschmalz, das ihren Geschmack so besonders macht.
Bricht man sie auf, zeigt sich ihr Inneres: weich, aber nicht bröselig, mit feinen, blätterteigartigen Schichten, die beim Einrollen entstehen. Bei der Variante mit cabell d’àngel („Engelshaar“) glitzern zwischen den Lagen die feinen Fäden der süßen Kürbiskonfitüre hervor.
Die Ensaïmada gibt es in allen Größen – von kleinen 60-Gramm-Frühstücksbegleitern bis zu opulenten Festtagsversionen von mehreren Kilo. Die großen Exemplare werden traditionell in achteckigen Kartons verpackt, perfekt als Mitbringsel oder Reiseproviant. Kleine Ensaïmadas isst man am besten frisch, zusammen mit einem Kaffee, während die großen Versionen oft als Highlight bei Familienfeiern oder als süßes Souvenir dienen.